
Kleine Ölkunde
25. März 2025Gibt man bei Google den Suchbegriff „Entspannungstechniken“ ein, bekommt man sofort Begriffe wie Tai-Chi, Qigong, Atemtherapie, Autogenes Training uvm.
Aber muss es eigentlich immer gleich eine der zahlreichen, oft langjährig zu erlernenden, Techniken sein?
Dieser Frage wollen wir heute mal auf den Grund gehen, und ein paar ganz einfache Möglichkeiten zur Stressreduktion und zur Förderung der Entspannung erarbeiten.
Tai-Chi, Qigong, Yoga und Meditation sind die ältesten, bekanntesten Methoden um sein inneres Gleichgewicht zu finden. Die Wellness- und Gesundheitsbranche hat das Potential dieser alten Techniken längst erkannt, so dass heute auch in Deutschland, jede Menge an Kursen und Lehrgängen angeboten werden.
Nun darf man aber nicht vergessen, dass all diese Praktiken ursprünglich in ein Gesamtkonzept, bestehend aus Philosophie, Lebensführung und körperlichen Aspekten eingebettet sind. Deshalb sollte man, meiner Meinung nach, bereit sein, diese Übungen nicht nur als Gymnastik anzusehen, sondern sich vollumfänglich mit den dahinter steckenden Philosophien zu beschäftigen, und sich darauf einzulassen.
Einfacher verhält es sich mit neueren Methoden wie z.B. Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung oder Atemtherapie. Diese wurden in der jüngeren Vergangenheit entwickelt und stellen Übungen dar, die unabhängig von Weltanschauungen alleine stehen. Allerdings gilt auch bei diesen Techniken, Übung macht den Meister, und man sollte sie von erfahrenen Trainern erlernen.
Dann kommen wir nun zum größten Problem unserer modernen Welt, der Zeit. Bedingt durch steigende Anforderungen in Beruf und Familie, fehlt vielen einfach die Zeit, um täglich lange Übungen zu machen, ganz zu schweigen von der Zeit die nötig ist, um z.B. Tai-Chi vernünftig zu erlernen. Deshalb bedarf es Techniken, die ohne große Vorkenntnisse und Ausbildungen, schnell ausführbar sind, und zudem wenig Zeit in Anspruch nehmen, und sich gut in den Alltag integrieren lassen. Da ich für mich selbst solche Methoden und Möglichkeiten entwickelt habe, und sie auch erfolgreich praktiziere, möchte ich euch hier helfen, auch auf einfache Weise zu mehr Gelassenheit und Ruhe zu gelangen.
Gleich vorweg, ganz ohne Übung geht es auch bei meinen Techniken nicht. Je öfter ihr es macht, je mehr ihr euch darauf einlasst, umso natürlicher wird es sich anfühlen. Bis dahin, dass es einfach Bestandteil eures Alltags geworden ist.
Aber jetzt geht’s endlich los. Als erstes eine ganz einfach Atemübung. Wenn ihr gestresst seid, das Gefühl habt es wird gerade etwas viel, oder die Konzentration lässt nach, dann geht kurz raus aus der aktuellen Situation. Konzentriert euch auf eure Atmung, spürt wie die Luft einströmt, kurz verweilt, und wieder ausströmt. Atmet ca. 5 Sekunden ein, macht 1 Sekunde Pause, und atmet 7 Sekunden wieder aus. Zählt ruhig mit, das hilft euch, mit der Konzentration beim Atem zu bleiben. Wiederholt das ein paar Mal, bis ihr spürt dass sich Ruhe und Gelassenheit ausbreitet. Diese Übung dauert 1 – 5 Minuten, je nachdem wie gut ihr euch darauf einlassen könnt. Mit dieser kurzen Zeitspanne lässt sich diese Übung also immer und überall, gut in den Alltag integrieren. Anschließend geht ihr wieder frisch und konzentriert der normalen Tätigkeit nach.
Als Zweites möchte ich die „positive Grundeinstellung“ oder neudeutsch „Mindset“ ansprechen. Damit ist die Einstellung gemeint, mit der wir durchs Leben gehen, wie wir Dinge und Situationen betrachten und bewerten.
Um besser zu verstehen was gemeint ist, möchte ich ein kleines Beispiel anführen:
„ Zwei Autos stehen im Stau, direkt nebeneinander. In beiden Autos sitzt jeweils eine Person, alleine. Also eine absolut gleichwertige Ausgangsbedingung für beide.
Der eine hat schon einen hochroten Kopf, sitzt hibbelig auf seinem Fahrersitz, fährt immer hin und her, wenn der Verkehr weiter geht…..Ihr kennt das.
Der Andere hingegen sitzt zurückgelehnt in seinem Sitz, pfeift zur Musik im Radio, ist offensichtlich gut gelaunt und entspannt.“
Nun, wie kann das sein, dass beide Personen, beide im Auto, beide im Stau, so unterschiedlich reagieren? Die äußeren Bedingungen sind ja die gleichen!
Und hier kommt mein Ansatz zum Tragen. Der eine steigert sich eben rein, sucht einen Schuldigen, hat ständig die folgenden Termine im Kopf. Der Gelassene denkt sich hingegen, wird schon bald weiter gehen, schöne Musik läuft da im Radio, naja, muss mein Termin eben kurz warten…
Wir sehen, dass also die äußeren Umstände nur bedingt für unseren Stress verantwortlich sind. Viel mehr beeinflusst uns die Einstellung, unsere eigenen Gedanken und die uns selbst auferlegten Glaubensmuster. Stress macht man sich selbst, auch wenn das die wenigsten gerne hören. Genau hier liegt aber auch der Lösungsansatz, der mir sehr geholfen hat ausgeglichener zu werden.
Schon in alten chinesischen Philosopien galt der Grundsatz: „Hast du ein Problem, versuche es zu lösen. Ist es nicht zu lösen, sieh es nicht als Problem!“
Was bedeutet das jetzt für unsere Situation im Stau? Das Problem ist ganz klar der Stau, in dem wir stehen. Können wir den Stau aktiv beeinflussen oder auflösen? Nein! Ist dann der Stau ein Problem? Nach dieser These eben nicht.
Persönlich gehe ich sogar noch einen Schritt weiter und frage, ändert dein Zorn etwas an der Situation, führt dein aggressives hin- und herfahren zu einem Ergebnis, fühlst du dich besser durch deine Gedanken? Eben, NEIN! Wozu solltest du dann zornig sein und dich aufregen?
Dieses Gedankenspiel lässt sich auf jede Alltagssituation anwenden. Mit der Zeit führt es dazu, dass wir uns selbst von der besch… Situation nicht mehr stressen lassen, sondern ehr lösungsorientiert an die Dinge ran gehen, die wir aktiv beeinflussen können, und mit Geduld und Ehrfurcht der Dinge harren, dessen Einfluss leider außerhalb unserer Möglichkeiten liegt.
Als dritte Möglichkeit der Stressreduktion möchte ich das Gedanken beobachten, ohne zu bewerten erläutern. Dies ist auch eine der Grundlagen der Achtsamkeit.
Eigentlich ganz einfach, bedarf diese Technik mit Sicherheit der meisten Übung. Viel einfacher, als zu versuchen in einer Meditation die Gedanken auszublenden und loszulassen, ist es erst einmal die Gedanken zu beobachten und wahr zu nehmen.
Im Alltag gehe ich wie folgt vor: Wir gehen wieder raus aus der aktuellen Situation. Nur konzentrieren wir uns diesmal nicht auf den Atem, sondern auf unsere Gedanken. Wir sehen einen Gedanken kommen, kurz verweilen, und wieder gehen. Wir bleiben nicht hängen, wir geben dem aktuellen Gedanken keine Bewertung, ob gut oder schlecht, wir gehen nicht darauf ein.
Aha, ich denke gerade an meinen Garten, interessant. Wo kommt denn jetzt der Gedanke an meine Kollegin aus dem Versand her? Oh, jetzt bin ich ja wieder bei meinem aktuellen Fall, den ich grad bearbeite.
Wir versuchen, wie ein Außenstehender unsere Gedanken nur zu beobachten. Wird das regelmäßig geübt, spürt man nach und nach immer schneller, wie sich dadurch die Gedankendichte verringert. Wir bekommen wieder einen klaren Kopf und können so frisch und konzentriert weiter arbeiten.
Diese Gedankenübung könnt ihr beliebig lange machen und egal wo ihr gerade seid.
Ich hoffe, ihr könnt mit den Übungen etwas anfangen, und euren Alltag vom Stress befreien. Mir hat es auf jeden Fall sehr geholfen, in meine Mitte zu kommen.